Hinter Gittern geborgen

Iguazu-Wasserfälle - Jungvogel unter dem Besuchersteg

Ein ellenlanger Steg, mit durchscheinenden Aluminiumplatten bedeckt, führt hinüber zu den Wasserfällen. Hunderte, wenn nicht abertausende, Touristen passieren täglich diesen Weg, um die Fälle aus der Nähe bewundern zu können. Was die meisten gar nicht mitbekommen: Direkt unter dem Stapfen ihre Tritte und dem Getöse des stürzenden Wassers brüten und schlüpfen Vögel! Sie haben ihre Nester (ich habe nicht nur dieses eine gefunden) direkt unterhalb der Aluminiumplatten gebaut. Offenbar ist die permanente Anwesenheit der Menschen über ihnen ihr bester Schutz gegen ihre natürlichen Feinde, so dass sie das tosende Wasser dafür in Kauf nehmen.

Ein weiteres Foto aus anderer Perspektive macht deutlich, in welcher Umgebung diese Vögel tatsächlich ihre Brut aufziehen.

Iguazu-Wasserfälle - Blick vom Steg auf die Fälle

Die Fotos entstanden am 3. Dezember 2009 an den Iguazu-Wasserfällen in den Urwäldern zwischen Argentinien und Brasilien, und zwar auf der argentinischen Seite. Aber auch von Brasilien aus kann man die Fälle gut beobachten. Egal von welcher Seite aus, es bietet sich dem Betrachter ein überwältigender Anblick auf eines der schönsten Naturschauspiele der Erde. Dass dabei so kleine Begebenheiten wie das Brüten dieses Vogels an einer 'unmöglichen' Stelle in dieses Konzert der Natur mit einstimmt, zeigt mir wieder einmal, mit welcher Harmonie das Leben seine Erscheinungen ausbalanciert.

Damit nicht genug. Der 'gemeine' Mitteleuropäer findet hier ein nie gesehenes Farbenspiel vor. Wer sich die Zeit für einen Urwaldspaziergang nimmt - die Wege sind hier gut präpariert - findet Buntes, Pflanzen und Tiere, ohne Ende. Tausende Schmetterlinge in den schillerndsten Farben, Blüten und Orchideen ohne Ende. Eine Zauberwelt, je zauberhafter, desto mehr man sich ihr innerlich öffnet.

BT0025

Es ist zum Eulen

Warnhinweis auf brütende Eule bei Bettembourg

Sie gibt es noch, unsere gute alte Waldohreule. Gelegentlich können wir sie auch sehen, auf unseren Wald- und Wiesenspaziergängen am frühen Morgen. Zwar sind sie nachtaktive Tiere, lassen jedoch zumindest von sich hören, wenn man sie schon nur selten sieht - und dabei verfügen sie über ein reichhaltiges Repertoire an Lauten.

Zur Brutzeit können Eulen durchaus aggressiv auch gegen Menschen werden, wenn sie sich von ihnen bedroht fühlen. Anfang Mai, unter Umständen auch schon im April, wird das Thema Fortpflanzung für die Eule akut. Sie wählt sich dazu entweder eine Baumhöhlung, vielleicht auch ein verlassenes Krähennest, notfalls nistet sie auch auf dem Boden an einem Ort, den sie für geeignet hält. Da wird an der 'Hütte' nicht viel ausgestaltet, die Eier werden ohne weitere Vorbereitung abgelegt und bebrütet.

Um so mehr wird darauf geachtet, die Eier zu bewachen und zu beschützen. Auf der Spitze eines abgestorbenen Baumes möglichst nahe am Nest kann man das Eulenmännchen sehen, wie es Wache hält. Kommt man dem Nest zu nahe, lässt es einen schrillen Warnlaut hören, ähnlich wie ein Turmfalke schreit. Dann kann es in der Tat geschehen, dass ein Angriff erfolgt, wenn man sich weiter nähert!

Meistens findet man in unserer Gegend die am häufigsten hier lebende Waldohreule vor. Zum Jagen braucht sie normalerweise ein offenes Gelände, das nicht sehr hoch mit Pflanzen bewachsen ist, und sie braucht grünflächige und moorige Gebiete als ihre Nahrungsgrundlage. Aber zum Ruhen während des Tages und als Brutrevier findet man sie vorzugsweise, wie auch in vorliegendem Fall, an den Waldrändern.

Diese Aufnahme wurde am 21. Juni 2008 an einem Waldrand in der Nähe von Bettembourg gemacht, zu einem Zeitpunkt also, an dem die Brut längst geschlüpft war und die Jungtiere möglicherweise bereits flügge waren.

BT0024


Weg-Abweiser

Warnstein im Lake of the Woods

Dieser freundliche Herr aus Stein hat mich daran erinnert, dass die meisten Wörter, die wir gemeinhin benutzen, ganz insgeheim auch noch ihre gegensätzliche Bedeutung in sich tragen. 

Monsieur mit seinem überdimensionierten, wegen seiner "Weissheit" schwerlich zu übersehenden Kopf, steht bei Wind und Wetter an der Böschung einer der zahlreichen kleinen Inseln im "Lake of the Woods" in Ontario, Kanada. Er steht dort keineswegs als Werbeträger eines Zahnpasta-Produzenten noch ist es seine vornehmste Aufgabe, den passierenden Reisenden ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Seine eigentliche Aufgabe ist es, den Bootsführer zu warnen, ihm zu nahe zu kommen.

Üblicherweise weist ein Wegweiser den Weg zu einem geplanten Ziel. Unser lächelnder Steingeselle will hingegen erreichen, dass man von ihm fernbleibt. 'Hin zu etwas' und 'weg von etwas' sind eigentlich zwei Seiten derselben Medaille, und so wird aus einem Wegweiser auch schon mal ein Weg-Weiser und somit ein Weg-Abweiser: Weg bleiben hier!

Der Lake of the Woods ist einer der schönsten und interessantesten Seen, die ich kenne, wohl auch in erster Linie wegen seiner noch intakten Natur. Er ist ein "Dreiländersee" zwischen Manitoba, Ontario und Minnesota. In diesem See befinden sich sage und schreibe 14.552 Inseln. Eine Vielzahl seltener, exotischer Vögel ist dort heimisch, unter anderem haben sich auch zahlreiche Filmgrößen hier angesiedelt. Jeder rechte Fischer wird davon träumen, einmal an diesem See zu fischen; seine Chancen wären groß, auf ein gewaltiges Exemplar zu stoßen, nicht um es zu essen, sondern um damit posieren zu können. Aber noch größer sind seine Chancen, unserem Herrn aus Stein zu begegnen.

Die Aufnahme wurde am 13 Juli 2011 gemacht.

BT0023


Goldfinger am Karnickelbach

Discovery Claim am Bobanza Creek

Sie hießen Shookum Jim und Carmack George, waren wilde Gesellen am Yukon River - und lösten einen gewaltigen Goldrausch aus, der Abertausende von Goldjägern nach Kanada locken sollte. Natürlich war auch ich da, um mal schnell ein Vermögen zu machen.

Ich fand die Stelle, ein kleiner Bach mit sanftem Ufer, damals hieß er noch Rabbit Creek, heute nennt man ihn den Bonanza Creek.

Ich fand auch die Stelle, wo Carmack damals seinen Claim mit dem bezeichnenden Namen 'Discovery Claim' absteckte. Man schrieb das Jahr 1896 und am 16. August entdeckten sie es: Gold!

Die Kunde verbreitete sich schnell in aller Welt und die Leute kamen in Scharen, um ihr Glück zu machen. Unter uns gesagt: Jim und George machten das meiste Geld nicht, weil sie Gold aus ihrem Claim wuschen, sondern weil sie andere gegen Gold für sich arbeiten ließen!

Eigentlich wollte ich auch mal schnell ein paar Nuggets finden, an jener Stelle im Bach, wo die große Jagd begonnen hatte. So furchte ich mit nassen Fingern durch den sandigen Boden des Ufers - und tatsächlich, der Sand glitzerte im Sonnenlicht und allerfeinste golden blinkende Staubkörnchen legten sich um meine Finger, so klein aber, dass sie wohl dem Sieb gespottet hätten, der hätte versuchen wollen, sie aufzufangen.

Da blieb dann am Ende nur der Juwelier im nahen Dawson. Er zeigte mir bereitwillig all seine Prachtstücke an Nuggets, die wahrhaftig in jenem Sand gefunden worden waren.

Die eigentlichen Mengen an Gold jedoch wurden nicht im Bach gefördert. Kommerziell und mit riesigen Baggern jeden Zentimeter des Landes durchfurchend, holte man jedes Gramm Gold aus dem Boden, das zu finden war. Doch die Bagger machten nicht nur Menschen reich, sie machten auch arm und zerstörten. Sie zerstörten die Natur in einem unglaublichen Ausmaß. Sie ließen eine armselige Vegetation zurück, und man begegnet allenthalben den geplünderten Kratern in der Landschaft um Dawson City und entlang des Baches.

So sind wir eben, wir Menschen. Wir nehmen uns, was wir wollen und um die Folgen scheren wir uns einen Dreck.

BT0022


Fernsehanstalt für Fußkranke

Die Wilhelmshöher Allee in Kassel

Die Wilhelmshöher Allee in Kassel ist eine bemerkenswerte Straße. Auf ihrer Höhe thront das Wahrzeichen der Stadt, der Herkules. Ihn umgibt ein herrlicher Bergpark inmitten des Habichtswaldes, der das Zeug hätte, eines Tages ein UNESCO Weltkulturerbe zu werden.

Ursprünglich war die Allee eine ländliche Chaussee, heute ist sie eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt. Sie führt schnurgerade von der Höhe hinab in die Stadt zum Wilhelmshöher Tor, und so ist klar, dass man von der Wilhelmshöhe aus einen herrlichen Ausblick auf die Stadt Kassel genießen kann. Davon profitieren eine Reihe von Geschäften und Dienstleistungen, Hotels, Kliniken, eine Therme, Altersheime, aber auch private Residenzen.

Der Bergpark ist bekannt nicht nur durch Herkules, sondern auch durch die Kasseler Wasserspiele direkt zu seinen Füssen, durch das Schloss Wilhelmshöhe und durch die Löwenburg, eine künstliche, aber bezaubernde Burgruine. Am anderen Ende der Allee, am Wilhelmshöher Tor, befindet sich der Brüder-Grimm-Platz. Im nördlichen der dort stehenden Wachgebäude haben jahrelang die Gebrüder Grimm gewohnt.

Gute Gründe also für den Hessischen Rundfunk, sich da oben anzusiedeln, auch gute Gründe für eine orthopädische Klinik, die Entourage von Kliniken und Seniorenheimen für sich zu nutzen. Dass nun die beiden, wie gesehen, auf einem Wegweiser miteinander verknüpft sind, weckt Assoziationen, die schmunzeln lassen

BT0021

Die Aufnahme entstand am 23. Dezember 2007, einem sehr kalten Wintertag kurz vor Weihnachten. An solchen Tagen ist es im und um den Habichtswald besonders schön!

Dann doch lieber Hühnchen


Im östlichen Teil Alaskas, dort wo der Taylor Highway in die Route "Top of the World" übergeht und durch das Gebirge hinüber nach Dawson City führt, fließt ein kleiner Bach, genannt Chicken Creek. Man kann hier auch heute noch Gold auswaschen - also auf nach Alaska, all ihr heimlich träumenden Goldgräber! Richtig reich werdet ihr dort allerdings leider auch nicht wirklich.

Chicken - alter Goldgräberort in Alaska

Ganz nahe am Chicken Creek liegt das kleine Dorf Chicken, so man es Dorf überhaupt nennen mag. Aber es besitzt einen Postcode und somit ist es auch eine offizielle Zustelladresse. Das Dorf hatte bei der letzten Zählung im Jahre 2010 die stattliche Anzahl von sieben Einwohnern. Doch im Sommer kommen jede Menge Touristen vorbei, im Winter ist die Straße geschlossen und die Bewohner wären von der Umwelt abgeschlossen, wenn sie sich nicht ihren eigenen Flugplatz gebaut hätten. Über ihn versorgen sie sich mit dem Nötigsten.

Chicken ist eines der wenigen Überbleibsel aus der Goldgräberzeit Ende des 19. Jahrhunderts. Als die alten Goldgräber damals gezwungenermaßen ihrem Ort einen Namen geben mussten, wollten sie ihn nach ihrer Hauptnahrungsquelle benennen. Das war ein einheimischer Vogel, der ihnen das Überleben in der Wildnis sicherte. Ptarmigan heisst der Vogel, ist ein Schneehuhn und sieht unter Einsatz von etwas Phantasie, auch aus wie ein Huhn.

Goldwäsche? Hier kann man noch immer sein Glück versuchen

Ptarmigan ist für jeden Alaska-Goldgräber ein Zungenbrecher. Also hat man den Ort doch nicht Ptarmigan genannt! Man hat sich dann lieber für das Hühnchen, 'Chicken', entschieden.

Chicken verfügt immerhin über ein Café, einen Saloon, einen Schnapsladen und ein Einkaufs-Imperium! Das ist, wie man sieht, alles, was nötig ist, um einen Ortsnamen zu führen.

BT0020


Schneller als die Müllabfuhr

Elm Street, Toronto - Morgens halb sechs

Man muss sich schon sputen am frühen Morgen und wer zuerst kommt, der mahlt auch zuerst! Wenn man beim ersten Morgenlicht, solange der Verkehr noch schläft und die Verkehrsteilnehmer mit ihnen, einen Wach-auf-Spaziergang durch die Straßen Torontos macht, sind schon viele fleißige "Streetworker" unterwegs. Sie stauben ab, was die vergangene Nacht an Verborgenem enthüllt; die Vögel der Großstadt nähren sich am reich gedeckten Tisch, besser: auf dem Straßenbelag. Sie können es sich leisten, dabei in aller Ruhe mitten auf den Straßen ihrer Sammel- und Fressleidenschaft nachzugehen.

Überhaupt fällt auf, dass Toronto eine sehr saubere Stadt ist, etwas ungewohnt, dieser Eindruck, bei einer Riesenmetropole von zwei und ein halb Millionen Einwohnern allein in der Stadt selbst. Und erstaunlich, weil noch dazu ein gewaltiger Prozentsatz der Bewohner aus Immigranten der unterschiedlichsten Nationen besteht.

In Toronto sind Müllentsorgung und -Recycling ein Gemeinschaftsanliegen aller Einwohner, und, wie man sieht, selbst die fliegenden Bewohner scheinen sich dem anzuschließen.

Die Ordnungsliebe der Torontoer Bürger hat wohl, so vermute ich mal, mit den unglückseligen Ereignissen des Jahres 2003 zu tun, welche alle in einem einzigen Jahr über die Stadt hereingebrochen waren.

Zuerst kam der Ausbruch der SARS-Epidemie innerhalb der chinesischen Bevölkerung. Dann schlich sich ein todbringender Virus ein, der West Nile Virus, der von Mücken übertragen wird. Es folgte ein zweiter SARS-Ausbruch und dann der berüchtigte Blackout; ein Stromausfall legte die gesamte nordamerikanische Ostküste tagelang lahm. Dazu blieben die Touristen aus, weil sie zur damaligen Zeit Angst vor Terroranschlägen hatten. Obendrein streikte im Sommer die Müllabfuhr bei 30° C und einer ziemlich hohen Luftfeuchtigkeit. Mindestens auf den Fischmärkten verging da vielen Leuten endgültig das Lachen!

Ich denke, jenes Jahr war ein Schock für Toronto, aus dem man umfangreiche Lehren gezogen hat. Die Stadt ist inzwischen so sauber, dass auch dies schon wieder kuriose Folgen hat.

In Toronto befindet sich inzwischen die drittgrößte Filmindustrie ganz Nordamerikas, was den herrlichen Kulissen der Stadt zu verdanken ist. Aber es gibt ein kleines Problem, und das ist der fehlende Müll! Toronto ist so sauber, dass extra Müll herbeigeschafft und methodisch in den Gassen und Straßen verteilt werden muss, damit die Schauplätze als 'echt amerikanisch' durchgehen. Und manchmal kommt es vor, dass man nach Stunden harter 'Dekorationsarbeit' für die Dreharbeiten des nächsten Tages nach Hause geht und morgens einen blitzblanken Drehort vorfindet, weil ein eifriger Angestellter der Stadtreinigung den Müll entdeckt und pflichtbewusst entfernt hat. Aber auch Scharen von Vögeln dürften bei der Entsorgung wieder mitgeholfen haben.

Das Foto stammt von der Elm Street, einer der ansonsten verkehrsreichsten Straßen der Stadt, und wurde am 26. Juni 2011aufgenommen.

BT0019

Die kleinste Wüste der Welt

Kleinste Wüste der Welt: Carcross Desert

Sogar den meisten Kanadiern ist sie unbekannt, ihre kleinste Wüste der Welt, aber sie ist nichtsdestotrotz ein bemerkenswertes kleines Stück Land, von dem ich hier erzähle.

Direkt am Klondyke Highway im kanadischen Yukon Territorium, etwa 100 km nördlich von Skagway, einem beliebten Kreuzfahrer-Touristenziel, liegt das kleine Dörfchen Carcross. Im ersten Augenblick könnte man denken, dass sich hier viele Fahrzeuge kreuz(t)en. "Car" ist jedoch in diesem Fall die Abkürzung für "Caribou", und in der Tat kreuzten hier einst riesige Caribou-Herden; aus "Caribou Crossing" wurde "Carcross". Carcross hat gerade mal 152 Einwohner.

So klein wie der Ort selbst ist auch dessen 'kleinste Wüste der Welt', sie nennt sich "Carcross Desert". Aus den sandigen Sedimenten eines früheren Sees der Eiszeit lagerten sich echte Sanddünen ab, wie man sie auch in den großen Wüsten findet. Dieses Dünengebiet ist nur wenige Quadratkilometer groß, es hat aber deswegen Bestand, weil starke Winde vom nahegelegenen Lake Bennett her die Vegetation daran hindern, sich auszubreiten. Lediglich die Murraykiefer und die Kinnikinnickpflanze konnten sich durchsetzen und Fuß fassen.

Die kleinste Wüste der Welt ist bedroht, ja vielleicht schon dem Untergang geweiht, wie so vieles, was die Natur an Kuriositäten hervorgebracht hat, sobald der Mensch Besitz ergreift: Alle möglichen Allradfahrzeuge, Quads und Motorräder geben sich hier ein Stelldichein, denn die Dünen sind ideal zum Spaßfahren! Nimmt man die Touristen dazu, die zu tausenden in Bussen hierher gebusst werden, ergibt sich ein beträchtliches Potential an Umweltverschmutzung. Dies ist die eigentliche Bedrohung. Zwar gab es Anstrengungen zur Rettung der Wüste, die kommerziellen Interessen scheinen jedoch die Oberhand zu gewinnen.

Die Menschen haben der Carcross-Wüste ihre ganz eigene Definition gegeben; aus dem Caribou Crossing ist ein zerstörerisches Car Crossing im neuzeitlichen Sinne geworden - welch eine Ironie! Immer wieder zerstören wir Menschen, was wir lieben.

Aufgenommen wurde das Foto am 23. Juli 2008.

BT0018


Im Delta des Tigers

Ausgedient und abgewrackt - Flussdampfer im Tigre-Delta

Wenn die Millionenmetropole Buenos Aires wächst, dann fließt sie gleichsam gen Norden, am Ufer eines Flusses entlang, der seine Mündung jedes Jahr um 40 Meter weiter zum Atlantik hin voranschiebt. Dieser Fluss, der Paraná, 4.500 km lang, bringt so viel Material aus seinem Hinterland mit und versandet so schnell, dass selbst der Mississippi und der Amazonas lahme Enten dagegen sind. Eines Tages wird Buenos Aires deshalb keine Hafen- sondern eine Binnenmetropole sein.

Das Tigre-Delta, welches der Paraná gebildet hat, ist von unzähligen Neben- und Querflüssen, Kanälen und Seitenarmen durchzogen und erstreckt sich über eine Fläche, die halb so groß ist wie die Niederlande. Hier gibt es keine Straßen, nur Wasser-Fahrbahnen, die Anlieger versorgen sich ausschließlich per Boot.

Es haben Raubkatzen hier gelebt, man hat sie aber verwechselt. Es waren Pumas, doch man dachte, es seien Tiger. So kam es also zu dem Namen "Tigre-Delta" für jene mächtige Flussmündung, obwohl nie ein Tiger seine Krallen hier ausgefahren hat!

Mächtig aber hat dafür der Rost genagt an diesem, sicherlich einst schönen, Flussdampfer, dem man hier an einem Seitenarm des Deltas seine letzte Ruhe gegönnt hat. Nicht verscharrt noch vergraben, sondern den überwuchernden Kräften der Natur überlassen. Jedermann kann zusehen, wie es geschieht, wenn man 'Gras über eine Sache wachsen' lässt; die ersten Bäume und Sträucher haben sich an Deck schon heimisch gemacht und schon bald wird das Gefährt von einem grünen Wuchs überzogen sein.

Alles in diesem schönen Flecken Land zeugt von Entstehen und Vergehen und schlägt im Puls des Lebens. Die Aufnahme wurde am 1. Dezember 2009 gemacht.

KT0017


Der Wächter

Guanako - aufmerksamer Wächter auf seinem Posten

Die Weiten der patagonischen Pampa sind die Heimat der Guanakos, eine wildlebende Lamaart aus der Familie der Kamele. Sie leben meist in Familienverbänden von etwa 15 Tieren zusammen. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich von den Gräsern der Landschaft, in der sie leben.

Der Feind der Guanako ist hauptsächlich der Puma, aber auch Kondore können den noch kleinen Jungtieren gefährlich werden - und nicht zuletzt der Mensch dort, wo sie zu Futterkonkurrenten der teils riesigen Schafherden werden, die in Patagonien eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen.

Wenn man während der Fahrt durch die Pampa immer wieder Gruppen von Guanakos begegnet, werden sie sich ausnahmslos in etwas hügeligem Gelände bewegen. Immer aber findet man ein Tier auf der Kuppe des Hügels an jenem Ort, wo man die Gegend am besten einsehen kann.

Dieses Tier ist der sogenannte Wächter der Gruppe, abkommandiert als Wachtposten, deren einzige Aufgabe es ist, die übrigen Mitglieder der Gruppe rechtzeitig vor drohenden Gefahren zu warnen.

Auf der heutigen Aufnahme sieht man sehr deutlich, wie aufmerksam der Wächter seine Umgebung beobachtet - schließlich hängen Wohl und Wehe der ganzen Gruppe von seiner Aufmerksamkeit ab.

Das Foto entstand am 13. November 2009 im Nationalpark Torres del Paine, Chile.

PK0016