Abgetaucht

Bartenwal auf Tauchgang, Valdés, Argentinien

Der Mensch ist Teil der Schöpfung auf dieser Erde. Wenn durch sein (un)bedachtes Handeln ein Lebewesen nach dem anderen 'abtaucht', wird auch der Mensch selbst, die angebliche Krone der Schöpfung, mitsamt seiner Krone bald abgetaucht sein.

Die argentinische Halbinsel Valdés in der Provinz Chubut an der Atlantikküste  ist mit gutem Grund auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO zu finden. Die nach Osten in das Meer hineinragende Halbinsel mit ihren 400 km Küstenlinie beherbergt eine Reihe von Buchten, felsigen Klippen und flachen Lagunen mit ausgedehnten Wattflächen. Auch Sand- und Kiesstrände, Sanddünen und kleine Inselchen sind dort zu finden. Wegen des gemäßigten Klimas ist Valdés für eine ganze Reihe bedrohter Tierarten ein idealer Aufzuchtplatz. Es werden bedeutende Anstrengungen unternommen, um diesen Ort für die Tierpopulationen zu erhalten.

Da sind zunächst die südlichen See-Elefanten und Seelöwen zu nennen, die sich hier hervorragend entwickeln und inzwischen sogar eine wachsende Population aufweisen. Aber auch die Magellan-Pinguine genießen hier einen besonderen Schutz. Diese Pinguinart gräbt sich Nester in das Erdreich, um ihre Eier vor Fressfeinden zu schützen. Hier auf Valdés gibt es fast 40.000 aktive Nester, die sich auf 5 verschiedene Kolonien verteilen. Man kann die Tiere zwar besuchen, jedoch wird streng darauf geachtet, dass die vorgeschriebenen Pfade nicht verlassen werden.

Das üppige Nahrungsangebot lockt auch Orkas aus dem Atlantik an die Strände von Valdés. Eigens zur Jagd von Pinguinen, Seelöwen und See-Elefanten haben sie eine spezielle Jagdtechnik entwickelt: Die Orkas stürzen sich aus dem Wasser heraus auf den Strand und schnappen sich dort ihre arglosen Opfer. Danach lassen sie sich, mit ihrer Beute im Maul, wieder in die Brandung zurückfallen - ein außergewöhnliches Beispiel für die Anpassung der Jagdtechniken dieser Tiere.

Die Küsten und Gewässer rund um die Halbinsel sind ein besonderer Ort für Meeressäuger. Eine Population der südlichen Glattwale nutzt die geschützten Gewässer zur Paarung und zum Kalben. So ist dort immer eine große Anzahl von Muttertieren mit ihren Jungen anzutreffen.

Auch sonst hat die Halbinsel eine große Vielfalt an Fauna zu bieten. Zahlreiche Vogelarten geben sich ein Stelldichein - die Halbinsel ist Gezeitenzone; Watt und Lagunen sind wichtige Zwischenstation für Zugvögel! An Landsäugetieren kann man große Herden von Guanakos antreffen, die sich auf die ganze Halbinsel verteilen. Auch Maras, die Pampashasen, die mit unseren Meerschweinchen verwandt, aber nur noch selten in Argentinien anzutreffen sind, findet man hier. Und zwischen den Büschen im Gestrüpp lässt sich bei der Durchfahrt auch ab und zu ein Nandu oder auch eine ganze Nandufamilie blicken.

Der einzig bewohnte Ort auf Valdés ist das kleine Dorf Puerto Píramide. Es ist noch nicht besonders touristisch erschlossen, lediglich eine Tankstelle mit Motel und Campingplatz sind zu finden. Von hier aus werden jedoch auch Walbeobachtungen vom Boot aus veranstaltet. Die Boote werden am flachen Strand von einem Traktor in das Wasser geschoben und nach der Beendigung der Tour wieder herausgezogen. Es finden sich hier hauptsächlich Bartenwale, von den Einheimischen Nuevos genannt. Sie kommen in der zweiten Jahreshälfte aus der Antarktis hier her, um sich fortzupflanzen. Die Tiere sind sehr spielfreudig, lieben es, sich den Booten zur Schau zu stellen, unter ihnen hindurch zu tauchen, oder nach einem Prusten und einer Fontäne spektakulär mit ihrer 'Fluite' abzutauchen. So kurzweilig wie dieses 'Whalewatching' habe ich noch selten eine Tierbeobachtung erlebt. Das Foto wurde am 11. November 2009 aufgenommen.

Leider sind die Bestände dieser Tiere in der Folge von Umweltverschmutzung und Überfischung deutlich zurück gegangen. Wie bei vielen bedrohten Tieren könnte es sein, dass auch dieser Riese der Meere in einiger Zeit endgültig abgetaucht sein wird. An die Vernunft des Menschen zu appellieren, alles zu tun, um dies zu vermeiden, wird wohl wie so oft, vom Winde verweht werden, bis es endgültig zu spät ist.

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Der Wächter

Guanako - aufmerksamer Wächter auf seinem Posten

Die Weiten der patagonischen Pampa sind die Heimat der Guanakos, eine wildlebende Lamaart aus der Familie der Kamele. Sie leben meist in Familienverbänden von etwa 15 Tieren zusammen. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich von den Gräsern der Landschaft, in der sie leben.

Der Feind der Guanako ist hauptsächlich der Puma, aber auch Kondore können den noch kleinen Jungtieren gefährlich werden - und nicht zuletzt der Mensch dort, wo sie zu Futterkonkurrenten der teils riesigen Schafherden werden, die in Patagonien eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen.

Wenn man während der Fahrt durch die Pampa immer wieder Gruppen von Guanakos begegnet, werden sie sich ausnahmslos in etwas hügeligem Gelände bewegen. Immer aber findet man ein Tier auf der Kuppe des Hügels an jenem Ort, wo man die Gegend am besten einsehen kann.

Dieses Tier ist der sogenannte Wächter der Gruppe, abkommandiert als Wachtposten, deren einzige Aufgabe es ist, die übrigen Mitglieder der Gruppe rechtzeitig vor drohenden Gefahren zu warnen.

Auf der heutigen Aufnahme sieht man sehr deutlich, wie aufmerksam der Wächter seine Umgebung beobachtet - schließlich hängen Wohl und Wehe der ganzen Gruppe von seiner Aufmerksamkeit ab.

Das Foto entstand am 13. November 2009 im Nationalpark Torres del Paine, Chile.

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