Im Delta des Tigers

Ausgedient und abgewrackt - Flussdampfer im Tigre-Delta

Wenn die Millionenmetropole Buenos Aires wächst, dann fließt sie gleichsam gen Norden, am Ufer eines Flusses entlang, der seine Mündung jedes Jahr um 40 Meter weiter zum Atlantik hin voranschiebt. Dieser Fluss, der Paraná, 4.500 km lang, bringt so viel Material aus seinem Hinterland mit und versandet so schnell, dass selbst der Mississippi und der Amazonas lahme Enten dagegen sind. Eines Tages wird Buenos Aires deshalb keine Hafen- sondern eine Binnenmetropole sein.

Das Tigre-Delta, welches der Paraná gebildet hat, ist von unzähligen Neben- und Querflüssen, Kanälen und Seitenarmen durchzogen und erstreckt sich über eine Fläche, die halb so groß ist wie die Niederlande. Hier gibt es keine Straßen, nur Wasser-Fahrbahnen, die Anlieger versorgen sich ausschließlich per Boot.

Es haben Raubkatzen hier gelebt, man hat sie aber verwechselt. Es waren Pumas, doch man dachte, es seien Tiger. So kam es also zu dem Namen "Tigre-Delta" für jene mächtige Flussmündung, obwohl nie ein Tiger seine Krallen hier ausgefahren hat!

Mächtig aber hat dafür der Rost genagt an diesem, sicherlich einst schönen, Flussdampfer, dem man hier an einem Seitenarm des Deltas seine letzte Ruhe gegönnt hat. Nicht verscharrt noch vergraben, sondern den überwuchernden Kräften der Natur überlassen. Jedermann kann zusehen, wie es geschieht, wenn man 'Gras über eine Sache wachsen' lässt; die ersten Bäume und Sträucher haben sich an Deck schon heimisch gemacht und schon bald wird das Gefährt von einem grünen Wuchs überzogen sein.

Alles in diesem schönen Flecken Land zeugt von Entstehen und Vergehen und schlägt im Puls des Lebens. Die Aufnahme wurde am 1. Dezember 2009 gemacht.

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Der Wächter

Guanako - aufmerksamer Wächter auf seinem Posten

Die Weiten der patagonischen Pampa sind die Heimat der Guanakos, eine wildlebende Lamaart aus der Familie der Kamele. Sie leben meist in Familienverbänden von etwa 15 Tieren zusammen. Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich von den Gräsern der Landschaft, in der sie leben.

Der Feind der Guanako ist hauptsächlich der Puma, aber auch Kondore können den noch kleinen Jungtieren gefährlich werden - und nicht zuletzt der Mensch dort, wo sie zu Futterkonkurrenten der teils riesigen Schafherden werden, die in Patagonien eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen.

Wenn man während der Fahrt durch die Pampa immer wieder Gruppen von Guanakos begegnet, werden sie sich ausnahmslos in etwas hügeligem Gelände bewegen. Immer aber findet man ein Tier auf der Kuppe des Hügels an jenem Ort, wo man die Gegend am besten einsehen kann.

Dieses Tier ist der sogenannte Wächter der Gruppe, abkommandiert als Wachtposten, deren einzige Aufgabe es ist, die übrigen Mitglieder der Gruppe rechtzeitig vor drohenden Gefahren zu warnen.

Auf der heutigen Aufnahme sieht man sehr deutlich, wie aufmerksam der Wächter seine Umgebung beobachtet - schließlich hängen Wohl und Wehe der ganzen Gruppe von seiner Aufmerksamkeit ab.

Das Foto entstand am 13. November 2009 im Nationalpark Torres del Paine, Chile.

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