Kunst am wilden Yukon

Moose Creek Lodge, Yukon, Kanada

Über der Frage, was Kunst sei, scheiden sich die Geister. Ganz sicher aber ist Kunst die Projektion einer inneren Welt nach draußen. Man muss das Erfahrene verarbeiten, um es, vergegenständlicht, handhaben und ihm so einen Sinn verleihen zu können.

Am Yukon sind die Winternächte lang und kalt. Da können die Temperaturen nachts schon mal bis unter die 40 Grad minus sinken. Der Rekord liegt bei minus 63 Grad, das ist die tiefste jemals in Kanada gemessene Temperatur, und das war am Yukon. Da tröstet es in dieser Zeit auch nicht, dass im Gegenzug die Werte im Sommer auf bis zu 30 Grad über Null steigen.

Es ist sinnvoll, man sucht sich eine angenehme Beschäftigung für die langen Winternächte. Holz ist genügend vorhanden, was also liegt näher, als sich die Zeit mit Schnitzarbeiten zu vertreiben. Einige der 'Kunstwerke' sind mir auf der Fahrt zwischen Dawson City und Whitehorse an der Moose Creek Lodge begegnet. Lokale Künstler haben geholfen, die Umgebung der Lodge zu gestalten.

Pickup mit Elchgeweih

In diesem Teil Kanadas sind die Menschen gegenüber den Tieren in der Minderheit. So verwundert es auch nicht, dass mancher Elch an der Kühlerhaube eines Pickup sein trauriges Ende gefunden hat. Warum nicht sein Geweih als Trophäe nutzen. Ob das allerdings hilft, andere Elche von einer unheilvollen Begegnung abzuhalten, ist nicht überliefert.

Es leben am Yukon auf 482.000 Quadratkilometern nicht einmal 30.000 Menschen, davon alleine 25.000 in Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon. Die restlichen 5.000 Menschen teilen sich das riesige Gebiet mit rund 50.000 Elchen, 200.000 Karibus und etwa 20.000 Bären.

Stilisierte Elche an antiker Tanksäule

Der amerikanische Elch, den die Kanadier 'Moose' nennen, ist neben den Karibus Nahrungsquelle für die Menschen und ständig sichtbar, wenn man durch die Wildnis streift oder mit dem Kanu durch den Yukon paddelt, jener Fluss, welcher der Landschaft seinen Namen gegeben hat. Kein Wunder also, dass diese Tiere auch Einzug in die Kunst des Yukon gefunden haben.

Größter Moskito der Welt ...

Besonders geplagt sind Mensch und Tier im Sommer von den Moskitos, vor allem in Flussnähe und auf den Flussläufen. Kein Wunder, dass diese 'traumatischen' Plagegeister dann im Winter 'psychologisch' verarbeitet werden müssen. Sie werden in Holz geformt, wo sie wenigstens nicht mehr pieken können. Die hier vorgestellten Spezies haben dadurch richtig sympathische und liebevolle Züge angenommen.

Das Yukon Territorium reicht im Süden bis an die Provinz British Columbia. Im Norden ist das Eismeer die Grenze, im Osten sind es die kanadischen Northwest Territories. Alaska, das mit viel Phantasie wie eine 'Bratpfanne mit Stiel' aussieht, begrenzt den westlichen Teil des Yukon.

... mit einer Kette vor Diebstahl geschützt ...

Trotz der geringen Einwohnerzahl gibt es mehr als 4500 Kilometer Straße, die durch das Territorium führen. Sowohl die legendären Goldgräberstätten als auch die Orte der Ureinwohner nördlich des Polarkreises lassen sich über sie erreichen. Manche Strecken gleichen jedoch eher einem Abenteuertrip denn einer gemütlichen Spazierfahrt; es gibt dort weder Tankstellen noch Pannenstationen, die einem im Notfall weiterhelfen können.

... und hier zum Abflug bereit

Der Mount Logan ist mit 5959 Metern der höchste Berg Kanadas. Er liegt im Südwesten des Territoriums. Der Yukon Fluss gehört mit rund 3000 Kilometern zu einem der längsten Flüsse Nordamerikas. Solche Rekorde können eben nur die Moskitos toppen: Sie sind so zahlreich, dass sie fast allgegenwärtig sind, an den Bergen, an den Flüssen und deswegen eben auch in der Kunst.

Die Aufnahmen stammen vom 27. Juli 2008.

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Der große Traum

Wilde Schönheit Yukon River

Der Traum von Gesundheit, Reichtum und Ruhm - ungezählte Legionen von Menschen träumen diesen Traum. Für ihren großen Traum geben sie alles, was sie haben: Ihre Gesundheit, ihren Reichtum und ihren Ruhm.

Als George Carmack am 17. August 1896 im Bonanza Creek, einem Nebenfluss des Klondike, faustgroße Goldnuggets entdeckte, löste er einen unvorstellbaren Goldrausch aus. Die Einwohnerzahl von Dawson City schnellte binnen kurzem auf 25.000 empor, manche Quellen sprechen sogar von mehr als 50.000! Es gab damals noch keine Verkehrswege wie heute, aber es gab - den Yukon River, und über diesen Fluss kamen sie alle, sofern sie die strapaziöse Reise überlebten.

Normalerweise ist der Yukon ein ruhig dahinfließender Strom, der von Oktober bis Mai mit Eis bedeckt ist. Die Schneeschmelze verursacht in den Sommermonaten mitunter außergewöhnlich starke Hochwasserfluten und der träge Fluss wandelt sich in ein alles verschlingendes Monster. Hier aber musste man durch, auf dem Weg zum großen Reichtum, bis nach Dawson City. Denn dort lag die Mündung des Klondike River, und ein kleines Stückchen weiter brauchte man sich nur noch zu bücken, um die Nuggets wie Pilze aufzuklauben, so träumte man.

Im Winter wird es am Yukon unvorstellbar kalt, bis minus 60 Grad Celsius. Es gab noch keine abgedichtete Wohnung, keine Elektroheizung und nicht die tägliche warme Dusche! Die lebensfeindlichen Bedingungen bedeuteten für manchen Träumer bereits das vorzeitige Aus, noch bevor er ein Nugget überhaupt nur zu Gesicht bekam. Die Indianer, die vor dem 17. Jahrhundert das Gebiet bewohnten, waren an das Klima angepasst. Angepasst waren auch die Trapper und Fallensteller, die ab dem 19. Jahrhundert für einen regen Pelzhandel sorgten. Doch die meisten Gold- und Glückssucher kamen meist aus sehr gemäßigten Zonen aus allen Teilen der Erde, und so hatten sie von Anfang an recht schlechte Karten für ihr Unterfangen.

Der Yukon River fließt zunächst über Whitehorse nach Dawson in Richtung Norden entlang der Kettengebirge. Dort, wo er sich mit dem Polarkreis trifft, macht er eine große Biegung nach Westen, fließt durch Alaska und mündet schließlich in einem riesigen Delta in die Beringsee. Auf seiner Reise hat er dann 3184 Kilometer zurückgelegt und ist damit einer der längsten Ströme Nordamerikas.

Wie gemalt schaut das Foto von einer Anhöhe auf die ehemalige Goldgräberstadt hinunter. Von links mündet der Klondike in den Yukon. Die Anhöhe erhielt den Name 'The Dome' und sie bietet einen wundervollen Überblick über das weite Land des Yukon. Wenn zu Zeiten die 'Nachtlichter', die Aurora Borealis, zu beobachten sind, fahren Nacht für Nacht ganze Busladungen voller Leute hinauf zum Dom, um von dort aus das bezaubernde Schauspiel zu betrachten. Das heutige Bild des Tages wurde am 26. Juli 2008 aufgenommen.

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Wo tief in der Nacht die Sonne scheint

Stilisierter Globus markiert den Polarkreis - Vikingen Island, Norwegen

Kreise sind Grenzen, dort gibt es immer ein Diesseits und ein Jenseits. Oft sind diese Grenzen sehr unsichtbar und trotzdem wollen sie überwunden werden. Am Schwierigsten zu überwinden sind nicht die Mauern, nicht die Stacheldrahtverhaue. Am Schwierigsten zu überwinden sind die unsichtbaren Grenzen in unseren Köpfen.

Ein stilisierter Globus auf einem Steinpodest und darum herum eine kleine Insel - ehe man es sich versieht, schon hat man den Polarkreis hoch im Norden Norwegens überquert. Doch ohne den Globus auf dem Steinpodest mit einer kleinen Insel darum herum würde man nicht einmal bemerken, dass man gerade den Polarkreis überquert hat. So wird bei der Überquerung von der Schiffsbesatzung immer hübsch darauf aufmerksam gemacht.

Wir fahren mit der Midnatsol, einem Passagier- und Postschiff der Hurtigruten, von Bergen aus gen Norden Richtung Kirkenes und zur russischen Grenze. Am 4. Tag unserer Reise überqueren wir den nördlichen Polarkreis und finden auf der Fahrt nach Bodø eine Landschaft aus bildschönen Schären und Inseln vor, bevor sich weiter nördlich die eindrucksvolle Lofotenwand aus der arktischen See erhebt. Zum zweiten Mal überqueren wir den nördlichen Polarkreis am Tag 10 unserer Reise in umgekehrter Richtung, an Brønnøysund vorbei zu dem 260 Meter hohen Torghatten, dem Berg mit dem weltberühmten Loch in der Mitte. Auch jetzt noch, nach10 Tagen, werden wir nicht müde, uns an den Schönheiten Norwegens zu laben.

Ein wenig höher als der 66. Breitengrad Nord findet man die fast magische Grenze des nördlichen Polarkreises, jenseits davon die Arktis von bis zu minus 70 Grad Celsius. Die Tundra ist baumlos und strauchlos, eine Wüste aus Geröll, Schnee und Eis. Dann monatelang Dauertag und monatelang Dauernacht. Mit faszinierenden Strategien haben es Menschen, Tiere und Pflanzen geschafft, auch diese lebensfeindlichen Gebiete am scheinbaren 'Ende der Welt' zu besiedeln.

Wenn man sich am 21. Juni zur Sommersonnenwende direkt am nördlichen Polarkreis befindet, geht dort an diesem einen Tag die Sonne überhaupt nicht mehr unter. Je näher man dem Nordpol kommt, desto länger hält dieser Dauertag an, bis zu mehreren Monaten. Am 21. Dezember zur Wintersonnenwende ist es dann gerade umgekehrt und die Sonne lässt sich bis zu mehreren Monaten überhaupt nicht mehr blicken. Diese Erscheinung ist bedingt durch den Umstand, dass die Erdachse nicht gerade, sondern schräg verläuft, und dass sich die Pole an den genannten Tagen direkt zur Sonne hin- bzw. von ihr wegwenden.

Doch wenden wir uns noch kurz der Midnatsol zu, dem Schiff, auf dem wir uns befinden. Bekannt wurde Norwegen und die Schönheiten seiner Landschaft auch durch seine einzigartige Postschifflinie Hurtigruten, zu deren Flotte die Midnatsol gehört. Seit 1893 verbindet sie die Orte der über 2.700 Kilometer langen nordischen Küste im Westen des Landes. Bis zur russischen Grenze versorgt sie die Bewohner mit fast allem, was benötigt wird, vom Streichholz bis zum Kraftfahrzeug. Es dient zugleich als Fähre für die Einwohner, so dass auch sie, neben den Touristen, von Ort zu Ort per Schiff reisen können.

Kaum einer, der dabei den Polarkreis überquert, wird achtlos an der aus dem Meer ragenden Erdkugel vorbeifahren. Die Aufnahme wurde am 5. Juli 2009 gemacht.

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Mitternachtssonne

Während in Capri die rote Sonne im Meer versank ... dachte sie in Norwegen gar nicht daran, ins Meer abzutauchen. Mitternachtssonne, und sie scheint und scheint und scheint! So zeigt sie auch hier ihre schönste Seite rund um die Uhr und taucht die Landschaft der norwegischen Fjorde in ihren zauberhaften Glanz.

Mitternacht am Polarkreis

Einmal im Jahr geht die Sonne am Polarkreis nicht unter. Sie senkt sich ab bis zu ihrem tiefsten Stand über dem Horizont und steigt dann wieder empor. Je näher man den Polen kommt, an umso mehr Tagen lässt sich dieses Phänomen beobachten. Deshalb ist am Polarkreis die Sonne vom 12 Juni bis zum 1. Juli 24 Stunden am Tag sichtbar.

Die obige Aufnahme stammt vom 26. Juni 2008 in der Nähe des Polarkreises bei Bodö in Norwegen.

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