In den Schluchten des Humahuaca

Purmamarca am Fuße des Cerro de los Siete Colores

Schwarz-Weiß-Malerei findet man nur bei den Menschen. Die Natur malt in Farbe!

Es wundert überhaupt nicht, dass die Schlucht von Humahuaca von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Nicht nur die atemberaubende Landschaft, auch die Geschichte des Landes, die bis in die heutige Zeit überlieferte Kultur der Menschen, die dort zuhause sind, machen eine Reise durch dieses Tal zu einem einmaligen, unvergesslichen Erlebnis.

Etwa auf halber Distanz zwischen Jujuy und Humahuaca führt eine Andenstraße gen Westen über das Gebirge nach Chile. Folgt man dieser Straße, gelangt man nach wenigen Kilometern zu jenem Berg, über den der Herrgott seinen Malkasten ausgeworfen zu haben scheint, den „Berg der sieben Farben“. Die Einheimischen nennen ihn Cerro de los Siete Colores.

Am Fuße des Berges liegt das Indiodorf Purmamarca, dessen pastellfarbene Terracotta-Häuser sich harmonisch in das Bild der Landschaft einfügen. Die Indios dort sind arm, und doch hat ihnen der seit wenigen Jahren einströmende Tourismus einen für ihre Verhältnisse gewissen Wohlstand beschert. Etwas anderes zum Broterwerb haben die Bewohner des Ortes nicht, und so findet sich auf dem großen Marktplatz des Dorfes ein ebenso großer Markt für die Touristen, die entweder auf der Durchfahrt nach und von Chile sind oder auf dem Weg von Salta nach Bolivien extra einen Abstecher zum „Farbenberg“ gemacht haben.

Blick auf Cerro de los Siete Colores

Purmamarca liegt friedlich, noch schläfrig in der Morgensonne, als wir eintreffen und zunächst eine kleine Rundfahrt durch die Stadt machen, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Eine große Rundfahrt ist ohnehin nicht möglich, denn es stehen dafür nur einige wenige, quadratisch angelegte, Straßenreihen zur Verfügung. Rund um den Marktplatz mustern uns die Indios vor ihren bunten Marktständen neugierig-gelangweilt, warten darauf, dass wir aussteigen, uns über ihre Schätze hermachen.

Cerro de los Siete Colores

Doch zuerst interessiert der Berg. Es gibt einen kleinen Pfad, der ein Stück weit um den Berg herum führt. Es ist notwendig, das Farbenspiel von vielen verschiedenen Plätzen aus zu betrachten, will man die ständig wechselnde Farbenpracht voll auskosten. Leider haben Touristen nie Zeit, es geht ihnen da wie den enkelkinderhütenmüssenden Rentnern zuhause. Und so entartet das beschauliche Betrachten eines Wunders der Natur nur allzu leicht zu einem hektischen Gerenne, um „die besten und schönsten“ Bilder zu schießen. Aber der Bummel durch den Markt muss sein, die Ruhe der Marktständler wirkt ansteckend, und so finden wir ein wenig die notwendige Muße, um wenigstens ein kleines Bisschen in Kultur und Geschichte der Indios einzutauchen. Auf dem Markt ist vom Lamapullover über Ponchos zu handgefertigten Souvenirs alles zu haben, was den Besuchern locker die Geldbörse zücken lässt.

Auf dem Marktplatz von Purmamarca

Unsere Frauen kümmern sich um das Textile, Wollige, Haarige und Schmucke, mit anderen Worten um alles das, was Frau so zum Anziehen braucht, vom Wadenschoner bis zum Kopftuch. Unser Haus- und Hoffotograph hält dies alles im Bilde für die Nachwelt fest; das Entzückende an seiner Arbeit ist Mal ums Mal, dass er Dinge sieht und bannt, die einem selbst entgangen sind. Da ich mich für Historisches interessiere, erstand ich von einem der Indios ein Schachspiel und ein Paar Wollhandschuhe, dessen Preise mangels Sprachkenntnisse mit den „sprechenden Fingern“ ausgehandelt wurden.

Das Schachspiel hat seinen besonderen Reiz, weil hier nicht Schwarz gegen Weiß spielt, sondern poppigbunte Indios gegen armierte Spanier – die Wurzeln und die Wunden führen schnurgerade in den fünfhundertjährigen Konflikt mit den Eroberern hinein! Ja, und die Handschuhe ohne Fingerkuppen waren zwingend geworden, nachdem ich vor wenigen Tagen noch, auf Pinguinjagd mit der Kamera, in der Antarktis herumgekrebst war und manches Mal beim Bedienen die Fingerkuppen hätte gut gebrauchen können. Zwar waren die Handschuhe in der Hitze der Humahuaca-Schlucht fehl am Platze, aber zuhause in Deutschland würde es wohl wieder kalt werden beim Filmen – und ich sollte Recht behalten mit meiner Prophetie; als hätten wir die Kälte in den Koffern mit nach Luxemburg importiert.

Affenbrotbaum im Kirchgarten von Purmamarca

Im Vorgarten der schön anzusehenden, historischen Dorfkirche steht ein schattenspendender Affenbrotbaum, der gut und gerne seine 1000 Jahre auf dem Buckel hat, und so steht er denn auch auf zahlreichen Krücken. Ein Zeitzeuge also, direkt am Fuße des Berges. In seinem Schatten wurde so mancher Becher Chica als Friedenstrunk geleert, so mancher Soldat legte zwischen den Schlachten sein blutiges Haupt dorthin.

Iglesia de Santa Rosa de Lima, Purmamarca

Die Kirche selbst nennt sich Iglesia de Santa Rosa de Lima. Sie ist ein Zeugnis für den klassischen Baustil der Quebrada, eine weiß-getünchte Adobe-Kirche aus dem Jahre 1648 und seit 1941 Nationaldenkmal.

Eingang zum Kirchhof mit Blick auf Cerro de los Siete Colores

Wieder schweift der Blick hinauf zum Berg. Du kannst dich nicht satt sehen an seiner Farbenpracht. Doch es ist Zeit, Abschied zu nehmen, die Fahrt durch die Schlucht muss weitergehen, wenn wir das Tagespensum unseres Reiseführers erfüllen wollen. Natürlich werden wir ihm diese Freude machen, denn schließlich will man ja auch nichts verpassen auf der Reise durch dieses schöne, weite, aufregende Land.

Madonna von Purmamarca

Und über allem thront das Gnadenbild, das allgegenwärtige religiöse Symbol der Menschen in dieser Region. Die Aufnahmen stammen vom 05. Dezember 2009.

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Wo der Vorhang fällt

Teil der Rideau Falls in Ottawa, Kanada

Ein Vorhang erfüllt in der Regel den Zweck, Dinge zu verbergen. Damit weckt er aber zugleich unsere Neugierde; die Neugierde nämlich zu erfahren, was hinter dem Vorhang wohl verborgen sein mag. Diese Art von Neugierde ist eine positive, treibende Kraft. Ganz gleich, ob die Reise zum Mond oder nun zum Mars, ganz gleich, ob mit dem Schiff auf Entdeckungsreise nach Amerika oder mit dem Kamel auf der Seidenstraße nach Indien - immer galt es, Vorhänge zu öffnen, um die dahinter liegenden Geheimnisse erfahren zu können.

In der Nähe vom Zentrum Ottawas, unweit der Stelle, wo mir der schwimmende Reisebus entgegenkam, stürzen die Fluten des Rideau River über mehrere Kaskaden hinab in den Ottawa River. Besonders imposant ist das Naturschauspiel zur Zeit der Schneeschmelze, aber auch zu 'normalen' Zeiten sind die Kaskaden recht beeindruckend. Man kann mit dem Boot bis auf wenige Zentimeter an sie heranfahren, das Wasser scheinbar mit den Händen greifen, so Wasser sich denn greifen ließe.

Die Wasserfälle, die wir hier sehen, wurden die "Rideau Falls" genannt. Rideau ist das französische Wort für "Vorhang", und in der Tat erinnert das fallende Wasser irgendwie an einen zugezogenen Vorhang. Was mag wohl dahinter stecken?

Bei den Rideau Falls handelt es sich um zwei Wasserfälle, die dicht nebeneinander liegen, durch eine kleine Insel voneinander getrennt und über eine Brücke miteinander verbunden. Sie befinden sich in Ottawa, wo der Rideau River sich über diese Wasserfälle in den Ottawa River ergießt. Die Insel zwischen den beiden Mündungen wird Green Island genannt und auf ihr befindet sich die alte Stadthalle von Ottawa.

Obwohl die Rideau Falls das Ende eines Flusses bedeuten, hat man wegen ihrer beeindruckenden Erscheinung gleich den ganzen Fluss nach ihnen benannt. Neben dem Rideau River wurde aus strategischen Gründen auch ein Kanal gebaut. Für ihn waren die Fälle ebenfalls Namensgeber, denn der Rideau Kanal verbindet als eine Art Bypass verschiedene Teile des Rideau-Rivers miteinander. Auch er mündet schlussendlich über verschiedene Staustufen in der Stadt Ottawa in den Ottawa River. Diese Stufen sind einzigartig auf der Welt, sie werden noch heute per Hand betrieben. Der Rideau Kanal wurde von der UNESCO zu einem Weltkulturerbe ernannt, denn er ist die älteste ununterbrochen benutzte künstliche Wasserstraße in Nordamerika. Der Kanal wurde 1832 eröffnet und ist 202 km lang.

Die strategischen Gründe für den Bau des Kanals waren genau genommen militärische Gründe. Auch nach Ende des britisch-amerikanischen Krieges konnten britische Versorgungsschiffe nicht ohne Gefahr den üblichen Weg über den St. Lorenzstrom benutzen, denn im Grenzbereich des Stromes musste ständig mit Blockaden durch die amerikanische Seite gerechnet werden. Aus dieser Situation heraus entstand der Plan für den Rideau Kanal. Er sollte eine Ersatzstrecke zwischen Ottawa nach Kingston und damit zum Ontariasee schaffen. Zu der Zeit, als dieser Bypass entstand, nannte sich auch Ottawa sinnigerweise noch "Bytown". Später entstand dann der heutige Name aus dem indianischen Wort der Algonkin für 'Händler', da diese sich ursprünglich an dieser Stelle als Händler niedergelassen hatten.

... und so könnte man den Vorhang noch Stück für Stück weiter liften und viele andere interessante Geheimnisse lüften. Die Fotos habe ich am 2. Juli 2011 gemacht.

Die Rideau Falls aus der Distanz, mit Insel und Brücke

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Fernsehanstalt für Fußkranke

Die Wilhelmshöher Allee in Kassel

Die Wilhelmshöher Allee in Kassel ist eine bemerkenswerte Straße. Auf ihrer Höhe thront das Wahrzeichen der Stadt, der Herkules. Ihn umgibt ein herrlicher Bergpark inmitten des Habichtswaldes, der das Zeug hätte, eines Tages ein UNESCO Weltkulturerbe zu werden.

Ursprünglich war die Allee eine ländliche Chaussee, heute ist sie eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt. Sie führt schnurgerade von der Höhe hinab in die Stadt zum Wilhelmshöher Tor, und so ist klar, dass man von der Wilhelmshöhe aus einen herrlichen Ausblick auf die Stadt Kassel genießen kann. Davon profitieren eine Reihe von Geschäften und Dienstleistungen, Hotels, Kliniken, eine Therme, Altersheime, aber auch private Residenzen.

Der Bergpark ist bekannt nicht nur durch Herkules, sondern auch durch die Kasseler Wasserspiele direkt zu seinen Füssen, durch das Schloss Wilhelmshöhe und durch die Löwenburg, eine künstliche, aber bezaubernde Burgruine. Am anderen Ende der Allee, am Wilhelmshöher Tor, befindet sich der Brüder-Grimm-Platz. Im nördlichen der dort stehenden Wachgebäude haben jahrelang die Gebrüder Grimm gewohnt.

Gute Gründe also für den Hessischen Rundfunk, sich da oben anzusiedeln, auch gute Gründe für eine orthopädische Klinik, die Entourage von Kliniken und Seniorenheimen für sich zu nutzen. Dass nun die beiden, wie gesehen, auf einem Wegweiser miteinander verknüpft sind, weckt Assoziationen, die schmunzeln lassen

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Die Aufnahme entstand am 23. Dezember 2007, einem sehr kalten Wintertag kurz vor Weihnachten. An solchen Tagen ist es im und um den Habichtswald besonders schön!