Verflochten und verwoben

Geborstene Kopfweide an einem Wasserlauf

Wie sehr Leben und Sterben ineinander verwoben sind, lässt sich immer wieder auf meinen Spaziergängen beobachten. Ein besonderes Exemplar solcher Verflechtungen möchte ich heute vorstellen. Es handelt sich um die in unseren Auen häufig vorkommenden Kopfweiden.

Wenn man bestimmte Baumarten, vorzugsweise die Silberweide oder die Korbweide, in 2 Metern Höhe absägt, treibt der Baum an seiner Schnittfläche viele neue Triebe, sogenannte Ruten aus. Diese Ruten, vor allem von der Korbweide, wurden früher zum Körbe flechten verwendet, heute ist der Beruf der Korbmacher praktisch ausgestorben.

Mit der Zeit bildet das Oberteil des Baumes einen rundlichen 'Knorpel' aus, den Kopf des Baumes, daher die Bezeichnung 'Kopfweide'. Wird eine Kopfweide längere Zeit nicht geschnitten, wachsen lange Äste, welche die Statik des Baumes so weit verändern können, dass der Baum durch die Last auseinanderbricht. Ein solches Exemplar finden wir auf unserem heutigen Bild. Es gibt viele solcher Bruchweiden, wenn man sich entlang von kleinen Bachläufen umsieht, an denen diese meist zu finden sind. Für mich passen sich diese Bäume sehr ästhetisch in ihre jeweilige Landschaft ein und sie besitzen eine ganz eigene Schönheit.

Ein solcher Bruch des Stammes muss nun aber nicht sogleich das Aus für den betroffenen Baum bedeuten. Der Baum kann seine Wunden sehr lange kompensieren. Dann spielt er eine außerordentlich wichtige Rolle für verschiedene Tiere und Pflanzen, zu deren Gastgeber er wird. Die Verflechtungen zeigen sich also nicht nur in der Verarbeitung der Weidenruten zu Körben, sondern auf und in den Bäumen selbst finden intensive Verflechtungen von Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen statt. Von der Weidenbohrerraupe habe ich ja bereits berichtet.

Durch das Schneiden der Bäume entstehen weitere Verletzungen auch an der Baumrinde. Es entstehen Höhlen und Gänge in dem Baum. Besonders in Landschaften, die arm an alten Bäumen ist, bieten Kopfweiden eine gute Überlebenschance für seltene Tierarten, die dort Unterschlupf finden. Zu finden ist beispielsweise der gefährdete Juchtenkäfer, der mit Hilfe der Weide überlebt. Aber auch Fledermäuse und Eulen finden in den häufig hohlen Stämmen Unterschlupf oder Gelegenheit zum Nisten. Eine Korbweide, so hat man gezählt, ist Futterplatz für die Raupen von 21 verschiedenen Schmetterlingsarten. Je nach Holzart und Stand des Verfallsprozesses sind etwa 600 Großpilzarten und rund 1350 Käferarten an der vollständigen Remineralisierung einer zugrunde gehenden Weide beteiligt. Zwischen Pilzen und Insekten bestehen unterschiedlichste Abhängigkeiten. Insekten übertragen Pilzsporen auf den Holzkörper, die Pilze sind wiederum Nahrungsquelle und Teillebensraum für Insekten sein.

Der oben abgebildete Baum wurde am 10. Januar 2008 fotografiert und man könnte glauben, dass er kaum noch eigenes Leben besitzt: Deshalb hier noch eine zweite Aufnahme des gleichen Baumes, mehr als zweieinhalb Jahre später am 23. September aufgenommen. Welch eine gewaltige Fähigkeit, sich zu regenerieren steckt in diesen Kopfweiden!

Die gleiche Kopfweide im Sommer zwei Jahre später
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Es ist zum Eulen

Warnhinweis auf brütende Eule bei Bettembourg

Sie gibt es noch, unsere gute alte Waldohreule. Gelegentlich können wir sie auch sehen, auf unseren Wald- und Wiesenspaziergängen am frühen Morgen. Zwar sind sie nachtaktive Tiere, lassen jedoch zumindest von sich hören, wenn man sie schon nur selten sieht - und dabei verfügen sie über ein reichhaltiges Repertoire an Lauten.

Zur Brutzeit können Eulen durchaus aggressiv auch gegen Menschen werden, wenn sie sich von ihnen bedroht fühlen. Anfang Mai, unter Umständen auch schon im April, wird das Thema Fortpflanzung für die Eule akut. Sie wählt sich dazu entweder eine Baumhöhlung, vielleicht auch ein verlassenes Krähennest, notfalls nistet sie auch auf dem Boden an einem Ort, den sie für geeignet hält. Da wird an der 'Hütte' nicht viel ausgestaltet, die Eier werden ohne weitere Vorbereitung abgelegt und bebrütet.

Um so mehr wird darauf geachtet, die Eier zu bewachen und zu beschützen. Auf der Spitze eines abgestorbenen Baumes möglichst nahe am Nest kann man das Eulenmännchen sehen, wie es Wache hält. Kommt man dem Nest zu nahe, lässt es einen schrillen Warnlaut hören, ähnlich wie ein Turmfalke schreit. Dann kann es in der Tat geschehen, dass ein Angriff erfolgt, wenn man sich weiter nähert!

Meistens findet man in unserer Gegend die am häufigsten hier lebende Waldohreule vor. Zum Jagen braucht sie normalerweise ein offenes Gelände, das nicht sehr hoch mit Pflanzen bewachsen ist, und sie braucht grünflächige und moorige Gebiete als ihre Nahrungsgrundlage. Aber zum Ruhen während des Tages und als Brutrevier findet man sie vorzugsweise, wie auch in vorliegendem Fall, an den Waldrändern.

Diese Aufnahme wurde am 21. Juni 2008 an einem Waldrand in der Nähe von Bettembourg gemacht, zu einem Zeitpunkt also, an dem die Brut längst geschlüpft war und die Jungtiere möglicherweise bereits flügge waren.

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