Gletscher-Bretterer

Terra Bus vor dem Einsatz auf dem Columbia Eisfeld

Auch Gletscher leben, sie atmen ein und sie atmen aus wie wir Menschen auch. Der Unterschied liegt allein in der zeitlichen Dimension. Könnten wir die Jahrhunderttausende der Veränderungen im Zeitraffer sehen, es böte sich uns eine sehr bewegte Vorstellung vom Leben eines Gletschers. Vieles was wir mit unserem vordergründigen Denken als 'tote Materie' betrachten, kann uns aus einem übergeordneten Blickwinkel als komplexes Zusammenspiel recht lebendiger Vorgänge der Natur erscheinen.

Das erste Mal sah ich ihn in voller Größe in Banff, auf einem Parkplatz abgestellt. Wenn man mich Winzling daneben stellt, wird einem erst so richtig bewusst, welche Dimensionen dieses Ding hat - alleine die Reifen fast so groß wie eine ausgewachsene Person. Das Gefährt in seiner ganzen Pracht, fast 15 Meter lang, 3,60 Meter breit, 4 Meter hoch und mit Touristen gefüllt 30 Tonnen schwer, ist in der Lage, 40 Stundenkilometer schnell über Schneefelder zu brettern!

Bei diesem 'Ding' handelt es sich um einen Snowcoach. Seine offizielle Bezeichnung ist 'Terra Bus', er ist ein Allradbus, von einem kanadischen Hersteller für Spezialfahrzeuge eigens konstruiert, um ihn in arktischen Gebieten einzusetzen.

Eingesetzt wird dieser Bus auch auf dem Columbia Eisfeld, wo er, neben zahlreichen anderen solcher Busse, Touristen durch die Gletscher kutschiert, die für nicht ganz wenig Geld diese Gletscher einmal 'begangen' haben möchten; irgendwo im Gletscher steigen sie halt aus und laufen ein paar Schritte auf ihm spazieren.

Die Firma Brewster, die solche Busse betreibt, ist im Gebiet der Nationalparks fast allgegenwärtig, nicht nur als Busunternehmen, auch als Betreiber von Hotels und Lodges und natürlich als Rundum-Reisemanager. Der Stammvater der Brewstergruppe kam Ende des vorletzten Jahrhunderts zusammen mit den vielen Glücksrittern ins Land und nutzte seine Chance: Was die Leute zur damaligen Zeit brauchten, war eine Transportmöglichkeit, eine Gepäckbeförderung und eine Möglichkeit zum Übernachten - Brewster bot all das im Gesamtpaket, damals noch mit Pferdekarren und einfachen Hütten in der wilden, weiten Landschaft.

Das Columbia Eisfeld, zwischen Jasper und Banff in den kanadischen Rocky Mountains ist ein riesiges Eisfeld, das aus acht großen Gletschern besteht. Jedes Jahr fällt etwa 7 Meter hoch Schnee auf dieses Gebiet und das Eisfeld ist bis zu 365 (!) Meter dick.

Eine der sechs Hauptzungen des Eisfeldes ist der Athabasca-Gletscher, der wegen seiner Lage nahe am Icefield Parkway am meisten besucht wird. Trotz der gewaltigen Schneemengen ist er infolge der Klimaveränderungen gewaltig geschmolzen, eineinhalb Kilometer in den letzten 125 Jahren. Auf der Fahrt zum Gletscher sieht man allenthalben Markierungstafeln, bis wohin der Gletscher sich wann erstreckte.

Das Eisfeld hat eine Gesamtausdehnung von gut 325 Quadratkilometern, eine Menge Fläche also, um mit Touristen auf Spezialbussen herumzutouren.

Die Aufnahme stammt vom 3. August 2008.

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Salzlecken

Salzlecken im Banff Nationalpark, Kanada

Wild braucht Salz zum Ausgleich seines Mineralhaushaltes. Die einen sagen, das sei nicht unbedingt nötig, sondern lediglich ein Luxus für das Wild. Die anderen sagen, es sei lebensnotwendig für die Tiere. Ein wenig könnten wir ja dieser Sache einmal auf den Grund gehen.

Zunächst aber ein Abstecher zu den kanadischen Nationalparks. Auf dem Weg von Banff gelangt man über den Icefields Parkway zum Jasper Nationalpark. Der Icefields Parkway ist eine Panoramastraße, welche direkt durch die spektakuläre Hochgebirgslandschaft der Rocky Mountains führt. Aber nicht nur die Landschaft, auch Flora und Fauna bieten phantastische, und meist völlig unerwartete, Erlebnisse für den Reisenden.

Die Straßen des Parkway sind mit salzhaltigem Schotter unterlegt, aus dem bei Nässe das Salz ausgeschwemmt wird. Wie man sieht, haben die Ziegen dies längst spitzgekriegt und kommen, regelmäßig und oft in riesigen Herden, an den Straßenrand, um dort ihren Salzbedarf zu decken. Die Tiere zeigen dabei keinerlei Scheu vor den vorbeifahrenden Autos. Das müssen sie auch nicht. Die meisten Fahrer sind so überrascht, dass sie spontan direkt auf der Straße anhalten, um dem Treiben der Ziegen zuzusehen. Die Fahrzeuge auf der Straße stehen also nicht etwa in einem Stau; wer das Schauspiel kennt und es eilig hat, fährt einfach an den haltenden Fahrzeugen vorbei, die Straßen sind in der Regel breit genug.

Wofür benötigt nun das Wild sein Salz und warum holt es sich dieses direkt von salzigen Steinen? Alle Tiere benötigen Salz, doch das Wild ernährt sich von Pflanzen und Pflanzen können ihren Salzbedarf nicht decken, so dass sie gezwungen sind andere Quellen zu finden. Tiere, die Aas und Fleisch fressen, haben dieses Problem nicht, denn deren Nahrungsquelle enthält ausreichend hohe Konzentrationen an Salz.

In Europa baut man spezielle Salzlecken für das Wild auf. Salzlecken sind künstlich vorbereitete Stelle, an denen die Tiere ihren Salzbedarf lecken können. Doch ganz gleich ob bei uns, im afrikanischen Urwald oder in der kanadischen Wildnis, Salzlecken werden von jeder Wildart geradezu gierig angenommen, ganz gleich, ob es sich um unsere Rehe, um Waldelefanten, um Wapitis oder um sonstige Grasfresser handelt. Kilometerweit zieht das Wild zu den Stellen, wo es Salz gibt.

Besonders groß ist das Bedürfnis zur Salzaufnahme während des Haarwechsels, weil die dadurch besonders beanspruchten Stoffwechselvorgänge einen erhöhten Natriumbedarf erfordern. Und egal ob Rottier, Muffelschaf oder Rehgeiß - wenn sie im Frühsommer manchmal eine halbe Stunde lang an der Salzlecke stehen, dann nur, weil der Körper nach einem Ersatz für das Salz verlangt, das in großen Mengen mit der Muttermilch abgegeben wurde. Zumindest von Hausrindern ist bekannt, dass ihre Milchleistung rapide absinkt, sobald ihre Körperreserven an Natrium erschöpft ist. Wenn dies auch bei Wild zutrifft, ist natürlich ohne Salz auch das Jungwild direkt in seinem Überleben gefährdet!

Die Leckereien auf dem Foto stammen vom 3. August 2008.

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