Vancouver in Schutt und Asche

Skyline von Vancouver, British Columbia, Kanada

Gelegentlich beginnt ein junges Leben gleich mit einer Katastrophe. Und häufig ist es dann genau diese Katastrophe, deren Meisterung ein Leben zu etwas ganz Besonderem macht.

Auch Städte können, kaum dass sie entstanden sind, schon in einem Fiasko enden. Dann war es das dann eben. Oder man fängt erst recht noch einmal ganz von vorne an. 

Sie bauten sich ihre Häuser und Hütten. Es entstand ein Haus nach dem anderen, eine Hütte neben der anderen wurde gezimmert. Man half sich gegenseitig. Als die Siedlung fertig war, wollte man das Werk auch gebührlich feiern. Eine neue Stadt war geboren. Man gründete sie am 6. April 1886 offiziell und gab ihr den Namen Vancouver.

Natürlich wurde weiter gebaut, gewerkt, gezimmert und gerodet. Bereits zwei Monate nach der Gründung, am 13. Juni des gleichen Jahres geriet eine Brandrodung außer Kontrolle. Heftiger Wind trieb das Feuer in die junge Stadt. Die Flammen brauchten nicht einmal eine Stunde, um ihre Zerstörungswut auszutoben. Dann lagen mehr als tausend Holzhäuser in Schutt und Asche, Vancouver war beinahe komplett abgebrannt! Die Stadt war am Ende noch bevor sie zu leben begonnen hat. Sollte man meinen.

Denn solche Geschichten gehen in der Regel so weiter: "Die Einwohner waren entsetzt und am Boden zerstört, verloren ihre letzte Hoffnung, sie verzweifelten". Die Gründer von Vancouver spuckten stattdessen in die Hände und schon am nächsten Tag begann der Neuaufbau. Das heutige Bild des Tages zeigt ihnen, was aus dieser Stadt inzwischen geworden ist. Es stammt vom 5. August 2008.

Die Stadt erholte sich ziemlich schnell von den Folgen des Brandes. Schon ein Jahr später fuhr 1887 der erste Zug in Vancouver rein. Die Eisenbahn ließ die Stadt schnell wachsen und bis zum Jahre 1900 hatte Vancouver bereits 100.000 Einwohner. 1929 war das 'abgebrannte Kind' bereits die drittgrößte Stadt Kanadas.

Danach erlebte Vancouver eine wechselvolle Geschichte durch die Wirren des 20. Jahrhunderts hindurch, die sie dennoch kontinuierlich wachsen ließ. Highlights der letzten 30 Jahre waren die Weltausstellung 1986 und die Olympischen Winterspiele 2010. Heute zählt Vancouver zu den wichtigsten Städten Kanadas. Die Stadt selbst umfasst rund 600.000 Einwohner, im Großraum leben ungefähr 2,2 Millionen Menschen.

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Martialische Pfähle

Totempfähle im Stanley Park, Vancouver

Es spukt noch in unseren Köpfen aus Winnetou-Zeiten und Karl-May-Lektüren, aus den Kindheitstagen, in denen wir Blutsbrüderschaften schlossen und uns so großartig dabei fühlten! Irgendwie spielten da immer auch Marterpfähle eine Rolle, mit grinsenden Fratzen geschmückt, an die wir in unserer Phantasie die Feinde fesselten.

Die Marterpfähle der tatsächlichen Ereignisse brauchten keine Schnitzereien, keine grinsenden Fratzen noch Masken. Ihre Funktion bestand ausschließlich darin, Feinde an sie zu binden und sie in rituellen Handlungen zu quälen, notfalls auch bis zum Tod. Bei weitem nicht alle Indianer verfolgten diesen Brauch, und die Prozedur verlief auch nicht notwendig tödlich; viele Gefangene wurden nach der Folter wieder freigelassen. Diese Praxis wurde hauptsächlich von den Indianern im Osten Nordamerikas geübt.

Im Nordwesten des Kontinents gab es den Brauch der sogenannten Totempfähle oder Wappenpfähle. Sie waren Symbole der Identität eines Stammes und wurden aus großen Baumstämmen geschnitzt und anschließend bemalt. Ein Totem ist somit ein Stammes- oder auch Familienabzeichen. Totempfähle waren in erster Linie Prestigeobjekte und werden in neuerer Zeit auch als Kunstobjekte angesehen.

Im Stanley-Park von Vancouver hat man eine Reihe solcher Pfähle zusammengetragen, jeder von ihnen ist ein einzigartiges Schmuckstück! Diese Pfähle sind eine der Attraktionen des Parks und werden von einheimischen wie Fremden gerne besucht.

Das heutige Foto zeigt einige der Pfähle aus dem Stanley-Park und wurde am 5. August 2008 aufgenommen. Überaus beeindruckend ist die Höhe dieser Holzsäulen. Der vorderste der fünf gezeigten Pfähle dürfte etwa dreieinhalb Meter messen. Der höchste Totempfahl, den es überhaupt gibt, ist über 56 Meter hoch und steht in Alert Bay in Britisch Kolumbien.

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