Martialische Pfähle

Totempfähle im Stanley Park, Vancouver

Es spukt noch in unseren Köpfen aus Winnetou-Zeiten und Karl-May-Lektüren, aus den Kindheitstagen, in denen wir Blutsbrüderschaften schlossen und uns so großartig dabei fühlten! Irgendwie spielten da immer auch Marterpfähle eine Rolle, mit grinsenden Fratzen geschmückt, an die wir in unserer Phantasie die Feinde fesselten.

Die Marterpfähle der tatsächlichen Ereignisse brauchten keine Schnitzereien, keine grinsenden Fratzen noch Masken. Ihre Funktion bestand ausschließlich darin, Feinde an sie zu binden und sie in rituellen Handlungen zu quälen, notfalls auch bis zum Tod. Bei weitem nicht alle Indianer verfolgten diesen Brauch, und die Prozedur verlief auch nicht notwendig tödlich; viele Gefangene wurden nach der Folter wieder freigelassen. Diese Praxis wurde hauptsächlich von den Indianern im Osten Nordamerikas geübt.

Im Nordwesten des Kontinents gab es den Brauch der sogenannten Totempfähle oder Wappenpfähle. Sie waren Symbole der Identität eines Stammes und wurden aus großen Baumstämmen geschnitzt und anschließend bemalt. Ein Totem ist somit ein Stammes- oder auch Familienabzeichen. Totempfähle waren in erster Linie Prestigeobjekte und werden in neuerer Zeit auch als Kunstobjekte angesehen.

Im Stanley-Park von Vancouver hat man eine Reihe solcher Pfähle zusammengetragen, jeder von ihnen ist ein einzigartiges Schmuckstück! Diese Pfähle sind eine der Attraktionen des Parks und werden von einheimischen wie Fremden gerne besucht.

Das heutige Foto zeigt einige der Pfähle aus dem Stanley-Park und wurde am 5. August 2008 aufgenommen. Überaus beeindruckend ist die Höhe dieser Holzsäulen. Der vorderste der fünf gezeigten Pfähle dürfte etwa dreieinhalb Meter messen. Der höchste Totempfahl, den es überhaupt gibt, ist über 56 Meter hoch und steht in Alert Bay in Britisch Kolumbien.

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