Bohrer gefällig?

Die Raupe des Weidenbohrers auf der Suche nach einem Winterplatz

Ein Bohrer ist heute das Objekt der Begierde, ein Riesenbohrer, genauer gesagt, und er läuft einem nicht jeden Tag über den Weg!

Aber schon seit einigen Wochen sind die, soweit ich weiß, größten Raupen einheimischer Schmetterlinge im Begriff, ihre Fressplätze zu verlassen. Sie laufen auf der Erde herum und suchen nach einem passenden Platz, um sich für den Winter eingraben zu können.

Die Raupe des Weidenbohrers wird etwa 8 bis 10 cm lang und zeigefingerdick. Ihr rotbrauner Rücken lässt sie rechtimposant erscheinen und würde man sie umdrehen, sähe man ihre intensiv-orange Unterseite. Beim Laufen öffnen sich kleine Schlitze an der Bauchseite, aus denen saugnapfähnliche Füßchen austreten. Ihr Kopf ist schwarz und besitzt kräftige Zangenwerkzeuge, mit denen sie sich durch Bäume, vorwiegend Weiden, hindurchfressen können. Damit ist auch klar, woher sie ihren Namen haben, denn sie bohren sich regelrecht durch ihren Wirtsbaum, hinterlassen bis zu 2 cm breite Gänge im Holz des Baumes und können einen Baum sogar zum Absterben bringen. Die Raupen verbreiten einen intensiven Essiggeruch, den man rund um den befallenen Baum auch riechen kann. Ob man sie auch heute noch isst, weiß ich nicht, die Römer jedenfalls verspeisten sie früher als Delikatesse!

Man findet die Weidenbohrer-Raupe, wenn sie nicht gerade wie hier auf Achse ist, auf verschiedenen Laubbäumen, besonders auf den Salweiden, die es bei uns zuhauf gibt. Aber selbst Birnen- und Apfelbäume verschmähen sie nicht.

Die Weibchen des Weidenbohrers legen ihre Eier in Rindenspalten ab, natürlich suchen sie sich dabei gerne bereits geschwächte, kranke Bäume aus. In der Rinde leben dann die Raupen nach dem Schlüpfen zunächst, häuten sich mehrmals und dringen dann tiefer ins Holz ein. Dort führen sie ihr Schlaraffenleben zwei bis vier Jahre lang, bis es Zeit zur Verpuppung ist. Dann gibt es Raupen, die im Baum überwintern und sich danach zum Verpuppen in die Erde eingraben. Andere bleiben im Baum und verpuppen sich dort. Wieder andere verlassen bereits im Herbst ihren Wirt und graben sich zum Überwintern direkt in die Erde ein, um sich danach zu verpuppen.

Wenn sie also demnächst mal wieder nach einem Bohrer suchen, einfach lange genug die Augen aufmachen und Sie werden garantiert einen finden. Doch Löcher in die Wand bohren können Sie mit unserem Exemplar leider nicht.

Begegnet ist mir die Riesenraupe am 12. Oktober 2011 in der Nähe von Roeser.

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Diskret hingeschaut - bei der Paarung

Geißklee-Bläulinge bei der Paarung

Es gilt der alte Grundsatz: Wer nicht rausgeht, erlebt auch nix! Umgekehrt begegnet man manchmal entzückenden Dingen und Wesen. Das einzige, was dazu erforderlich ist, ist eine wahrnehmende Offenheit.

Das heutige Bild des Tages entstand jüngst bei einem Spaziergang mit Charly und Leo, unseren beiden Hunden. In der Nähe eines Bahndamms finden sich allerlei interessante Pflanzen und Tiere, so auch diese beiden Argus- oder Geißklee-Bläulinge (Plebejus argus), die sich gerade auf ihre Paarung vorbereiten. Möglicherweise handelt es sich auch um zwei Lycaeidas idas, Idas-Bläulinge, was aus der Distanz sehr schwer zu unterscheiden ist. Eindeutig können sie in der Regel nur durch eine Genitalbestimmung identifiziert werden.

Der Argusbläuling war Schmetterling des Jahres 2008. Seine Lebensräume werden dramatisch weniger. Der Falter gilt nach der Roten Liste in Deutschland als gefährdet.

Besonders interessant ist das Verhalten der Raupen, denn sie gehen eine Symbiose mit bestimmten Ameisenarten ein. Während Ameisen normalerweise Schmetterlingsraupen fressen, werden die Bläulinge von ihnen beschützt!

Die Raupen machen die Ameisen nämlich von ihren Ausscheidungen abhängig, die die Ameisen dann gierig schlecken. Die Raupen besitzen ein Organ, das sie ausstülpen können. Mit ihm locken sie die Ameisen an, indem sie ein Sekret absondern. Um sich dieses "Gschmäckle" immer wieder einverleiben zu können, beschützen und bewacht die Ameise "ihre" Raupe. Selbst als Puppe werden diese noch von den Ameisen bewacht. Bei den Ameisen, die mit den Bläulingsraupen eng zusammenleben handelt es sich hierzulande meist um die Schwarzgraue-Wegameise (Lasius niger). 

Als Futterpflanzen dienen Heidekraut, Sonnenröschen, Hornklee, ebenso verschiedene Ginster-Arten und Kronwicke. Das sind genau jene Pflanzen, die sich auch am Bahndamm finden lassen. Auch die "fertigen" Schmetterlinge der Bläulinge verfügen über einen Überlebenstrick: Die Form ihrer Flügel ist so gestaltet, dass ein Fressfeind nicht sofort erkennen kann, wo vorne und hinten ist. So setzt sich das Tier zum Fressen umgekehrt auf seinen Wirt, um potentielle Bedrohungen schneller erkennen und früher reagieren zu können.

Das Foto wurde am 27.09.2011 in der Nähe von Alzingen, Luxemburg, aufgenommen.

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