Mama, welch eine Riesenspinne!

Ottawa, direkt vor der National Gallery of Canada: neun Meter hoch ragt sie über mir empor und hält mich schützend umfangen, die Übermutter "Maman" der französisch-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois. Dieses Riesentier wurde 1999 geschaffen und 2003 vor der Nationalgalerie aufgebaut.

Riesenspinne in Ottawa vor der kanadischen Kunstgalerie

Die Spinne stellt eine Hommage der Künstlerin an ihre eigene Mutter dar. Diese war Restauratorin von Tapisserien und hatte dabei unentwegt mit der Erneuerung alter Gewebe zu tun, wie das ja auch bei Spinnen der Fall ist. Die Spinne ist über neun Meter hoch; zwischen ihren Spinnenbeinen trägt sie einen Beutel mit 26 Marmoreiern. Schutz und Unbehagen vor der Mutter zugleich werden hier vermittelt.

Bei der Skulptur in Ottawa handelt es sich um einen Bronzeabguss des Kunstwerkes. Weitere zahlreiche Bronzespinnen befinden sich in Museen rund um die Welt verstreut, eine befindet sich zurzeit auf einer Wanderausstellung in der Schweiz. Das Original ist eine Skulptur aus rostfreiem Stahl und ist im weltweit größten Museum für moderne Kunst, dem "Tate Modern" in London, zu bewundern.

Die Künstlerin Louise Bourgeois wurde 1911 in Paris geboren und verstarb 2010 mit 99 Jahren in New York. Ihre Werke finden in der Kunstwelt internationale Beachtung. Für mich persönlich ist "ihre Spinne" das bevorzugte Werk, weil es nicht nur durch seine Größe besticht, sondern auch eindringlich den Widerspruch von Geborgenheit und Bedrohung unseres Lebens symbolisiert, ein Widerspruch, dem wir alle zu Zeiten ohnmächtig ausgeliefert sind.

Die Aufnahme stammt vom 3. Juli 2011. Schauen Sie mal bei Google nach, man kann die Spinne direkt vor dem Museum ganz deutlich erkennen. Durch den Schatten, den sie wirft, könnte man meinen, sie beschäftige sich mit einer zweiten Spinne!

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