Heulende Sechziger

Mit der 'Professor Multanovskiy' der Antarktis entgegen

Um von der Südspitze Feuerlands zur Nordspitze der antarktischen Halbinsel zu gelangen, führt der Weg unweigerlich durch die Drake Passage. Ihren Namen verdankt diese Durchfahrt dem Weltumsegler Francis Drake, der auf der Suche nach abgetriebenen Schiffen seiner Flotte die Passage entdeckte.

Die Straße ist etwa 700 Seemeilen breit. Da es in dieser Gegend kaum Inseln gibt, kann der Antarktische Zirkumpolarstrom ungehindert hindurchfließen. So kann kein wärmeres Wasser an die antarktische Küste gelangen; der "Kühlschrank Antarktis" bleibt gut verschlossen.

Aber die Winde! Um den Küstensaum des Kontinents kreist eine nie endende Kette aus Tiefdruckwirbeln, die im Schnitt jeden dritten Tag zu einem Sturmtag macht, und aus dem Landesinneren können Fallwinde mit Spitzengeschwindigkeiten von über 300 km/h heran jagen. Das Resultat sind gigantische Ozeanwellen, die von ihnen erzeugt werden. Je weiter südlich man gelangt, desto heftiger sind die Stürme. Zuerst begegnet man den "brüllenden Vierzigern", dann den "rasenden Fünfzigern", bis man schließlich bei den "heulenden Sechzigern" ankommt. Gemeint sind die Breitengrade um die Antarktis. 

So wundert es nicht, dass Seeleute sogar heute noch einen Heidenrespekt vor den zu erwartenden "Höllenritten" haben.

Das Foto stammt von unserer Fahrt durch die Drake Passage mit dem russischen Eisbrecher "Professor Multanovskiy" und wurde am 22.11.2009 aufgenommen. Noch wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, was uns bevorstehen würde ...

Wie es beim "Rendezvous der Naturgewalten zur Sache geht, sieht man hier.

BT0009