Von den Kelten besetzt

Keltenausstellung im Saarland, Völklinger Hütte 2011

Manche denken, es sei überflüssig, sich mit Geschichte zu befassen; Geschichte sei Vergangenheit und deshalb unnützer Ballast. Woraus aber soll die Menschheit in der Gegenwart für die Zukunft lernen, wenn nicht aus ihrer Vergangenheit und damit aus ihrer Geschichte?

Von Bedeutung für die keltische Wirtschaft waren Bergbau, Eisengewinnung und -Verhüttung. Die Völklinger Hütte ist ein Eisenwerk in der saarländischen Stadt Völklingen. Es wurde 1873 gegründet und 1986 stillgelegt, während die Kultur der Kelten bis in die Hallstattzeit etwa 800 v. Chr. zurückreicht. Schon unter diesem Aspekt würde es höchst interessant sein, die Bedeutung des Eisens von damals mit der Bedeutung des Eisens in der modernen Zeit an einem einzigen Ort, zur selben Zeit und aus erster Hand sehen zu können.

Zur Ausstellungshalle umfunktionierte Maschinenhalle

In der Völklinger Hütte fand in diesem Jahr die Ausstellung „Die Kelten – Druiden. Fürsten. Krieger.“ statt. Am 16. April 2011, an dem auch diese Fotos aufgenommen wurden, war es endlich so weit, dass ich meinen seit langem geplanten Besuch dieser Ausstellung durchführen konnte. Das Erlebnis war überwältigend.

Keltische Gebrauchsgegenstände, Funde ca. 500 v. Chr.

2.500 Jahre alte Funde aus der Eisenzeit in einer großen Halle mit gewaltigen Maschinen und Apparaten, mit denen bis ins 20. Jahrhundert der Neuzeit Eisen verarbeitet wurde, diese Kombination fand ich außerordentlich gelungen. Selbst eine Gemeinsamkeit zwischen den Exponaten und den Maschinen habe ich finden können: Rost!

Hölzerner Keltenwagen aus der Eisenzeit

Die Kelten setzten Wagen, die von Pferden wurden, für den Transport von Waren und Gütern ein. In der älteren Eisenzeit hatten diese Wagen vier Räder. Die Radfelgen waren aus Holz, darauf nagelte man eiserne Radreifen fest. Dass die Reifen aufgenagelt wurden, ist typisch für diese Zeit. In der jüngeren Eisenzeit brauchte man keine Nägel mehr, da man die Reifen heiß aufzog. Wagen mit vier Rädern sind in ihrer Geschwindigkeit und Wendigkeit begrenzt. Vierrädrige Wagen wurden oft auch als Zeremonialwagen benutzt. Ihre wertvolle Ausstattung diente dazu, den hohen religiösen und gesellschaftlichen Rang ihrer Besitzer zu demonstrieren.

Ausbreitung der Kelten ab 800 v. Chr. über Europa

Zwei Stunden intensiven Beobachtens und Studierens, unterbrochen von ständigen Stromausfällen durch einen Kurzschluss ausgerechnet an diesem Tag, wodurch immer wieder andere Exponate im Dunkeln lagen. Doch diese Störung erhöhte eigentlich nur noch den Reiz wegen der dadurch sich ergebenden Schattenspiele zwischen den einzelnen beleuchteten und unbeleuchteten Exponaten. Für mich war es ein Muss, mir auch einen Ausstellungskatalog mit phantastischen Abbildungen aller Exponate zu erwerben. Auf fast 300 Seiten sind darin sämtliche Ausstellungsstücke abgebildet und erläutert.

Nicht zu Unrecht, so finde ich, zählt die Völklinger Hütte zu den UNESCO Weltkulturerbestätten. Sie alle zusammen vermitteln gemeinsam ein beredtes Zeugnis der menschlichen Kultur- und Weltgeschichte. 

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Wo rohe Kräfte sinnvoll walten

Ayers Rock/Uluru im Herzen von Australien

Sich biegen, um nicht zu brechen oder widerstehen und den harten Kern bewahren; die Natur bietet immer beide Möglichkeiten des Überlebens an.

Manchmal ist Erdgeschichte wirklich spannend, so auch bei der Entstehung des Uluru und der Kata Tjuta. In der Zeit des Frühen Kambriums vor etwa 590-540 Millionen Jahren, war Zentralaustralien von einem Binnenmeer bedeckt. Tief im Untergrund dieses Meeres bewegten sich im Erdmantel zwei große Erdplatten gegeneinander und übten einen enormen Druck auf das darüber liegende Gestein aus. In einem gewaltigen Erdbeben faltete sich der Meeresboden zu einer großen Gebirgskette auf. Diese Gebirgskette ist bekannt als die "Petermann Ranges".

Die Entstehung des Uluru ist dem Umstand zu verdanken, dass ein besonders harter Ablagerungsbrocken von weitaus weicherem und für Erosionen anfälligem Gestein umgeben war. Dieser feste "Gesteinsknödel" war nämlich in der Folgezeit weiteren Drücken aus dem Untergrund ausgesetzt. Durch diesen Druck aus der Tiefe drehte sich das Gebirge aus seiner waagrechten Lage heraus und um fast 90° in eine fast senkrechte Lage. Die Oberkante dieses Batzens war dann recht bald den Witterungen und der Sonne ausgesetzt, denn das sehr viel weichere darüber liegende und umgebende Material zerfiel recht schnell. Regen und Frost einerseits sowie die Hitze der Glutsonne andererseits zerrieben das Material und überließen es Wasser und Wind, die gemeinsam diesen "Abfall" aus dem Weg räumten.

Übrig geblieben war ein harter Inselberg. Zwar rieben an ihm die erodierenden Kräfte weiter, doch resultierte daraus lediglich eine Reihe von Löchern und Höhlen in dem Felsen. Der sichtbare Rücken des Uluru ist etwa 3,4 Kilometer lang. Er ruht auf einem unterirdischen Sockel, der etwa die gleiche Größe besitzt.

So, wie manche Geschöpfe in der Natur nur überleben können, weil sie sich, wie etwa eine Weide, den Kräften der Natur beugen, so konnte der Uluru im Gegensatz dazu nur deshalb bis heute „überleben“, weil er eben diesen Kräfte erfolgreich widerstehen konnte.

Wir können getrost auch weiterhin die roten Farben des Uluru bestaunen. Diese Farbe, woher kommt sie eigentlich? In dem Gestein des Berges ist Eisen enthalten. Dieses Eisen, nachdem es erst einmal an die Oberfläche gelangt war, oxidierte an der Luft und erzeugte in einem jahrtausendelangen Prozess jenes Rot, das wir heute bewundern.

Der Berg präsentiert sich jedoch nicht unverändert den ganzen Tag in derselben Farbe. Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse während des Tages lassen den Berg mal rötlichgrau, mal violettrot erscheinen. Wenn man verschiedene Fotos mit unterschiedlichen Farbtönungen sieht, liegt das also nicht unbedingt an der Qualität der Kamera oder des Fotografen, sondern am Berg selbst, der sich verfärbt, als könnte er dadurch „seine jeweiligen Stimmungen ausdrücken“. Es wundert deshalb nicht, dass die Ureinwohner diesen Fels als ihren „Heiligen Berg“ betrachten. Für sie ist er ein göttliches Lebewesen.

Das Foto entstand am 16. Januar 2006.

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