Herr Przewalski lebt jetzt als Pferd im Zoo

Przewalski-Pferde im Zoo von Toronto, Kanada

Sarkastisch könnte man die Entwicklungsgeschichte des Pferdes etwa so beschreiben: Wildpferd - Reitpferd - Ackergaul - Traktor. Daraus ließe sich folgerichtig die Entwicklung des Menschen ableiten: Affe - Homo sapiens - Konsument - Roboter.

Nikolai Michailowitsch Przewalski lebte im 19. Jahrhundert, war Offizier der russischen Armee und Forschungsreisender. Seine Passion bestand darin, die Gebiete Zentralasiens zu erforschen. Von einer seiner Reisen brachte er 1878 das Fell und den Schädel eines Wildpferdes mit nach Hause. Diese Art war damals noch fast unbekannt und bereits zu jener Zeit sehr selten geworden. Nikolai Michailowitsch wurde die Ehre zuteil, dass dieses Pferd nach ihm 'Przewalski' genannt wurde. Das Przewalski-Pferd war die letzte frei lebende Wildpferd-Art auf der Erde.

Dieses Wildpferd scheint indes in der freien Natur zur Gänze ausgestorben; das letzte frei lebende Przewalski-Pferd hat man 1969 gesichtet, danach verloren sich seine Spuren. Einige Züchter hatten sich noch rechtzeitig eine gewisse Anzahl der Tiere gesichert und diese vorwiegend in Zoos weiter zur Aufzucht gehalten. So gibt es heute wieder etwa 2.000 Exemplare dieser schönen Tiere. Finden kann man sie unter anderem im Prager Zoo oder auch in Hellabrunn.

Unter anderen hat zudem der Zoo in Toronto unlängst ein großartiges Aufzuchtprogramm auf die Beine gestellt und die Lebensbedingungen der Tiere dort lebenden Pferde scheinen optimal. Erst kürzlich (2008) wurden wieder zwei Fohlen geboren, die inzwischen gut in die Herde integriert sind. Ziel ist es, einen Teil der Tiere als komplette Herden wieder in ihren natürlichen Lebensraum auszuwildern.

Das heutige Foto zeigt zwei der prächtigen Burschen beim Grasen auf ihrer Weide. Es wurde am 29. Juni 2011 im Zoo von Toronto aufgenommen. Manchmal geht es ganz schön hoch her auf der Weide und die Jungtiere jagen und knuffen sich gegenseitig. Das ist für die Tiere ein ganz normal Verhalten, in dem sie ihre Rangordnung untereinander regeln.

Das Przewalski besitzt ein Sommerfell und ein Winterfell. Im Sommer sind die Haare kurz und glatt, im Winter dagegen lang und wollig. Es ist mit 1,40 Meter Höhe relativ klein, verglichen mit den heutigen Pferderassen, und wiegt 250 bis 300 kg. Obwohl es auch mit kargem Steppenland als Nahrungsquelle gut ausgekommen ist, war sein natürlicher Lebensraum immer weiter eingeschränkt worden, und selbst die verminderte Größe hatte es am Ende nicht vermocht, sie überleben zu lassen.

So drücken wir also den inzwischen weltweit etablierten Renaturierungsprogrammen beide Daumen und hoffen, dass dieses überaus reizvolle und anmutige Tier der Nachwelt noch lange erhalten bleiben wird. Vielleicht werden wir es irgendwann wieder in freier Wildbahn sehen können.

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