Inversionsbrühe im Suppentopf

Santiago de Chile, Blick vom Cerro San Christóbal auf die Stadt

Jeder soziale Organismus, in dem das Zusammenleben der Menschen eine Rolle spielt, braucht so etwas wie eine Lunge, um seine verbrauchten Kräfte zu regenerieren, frische Lebenskraft einzuatmen.

Wie alle Millionenmetropolen der Welt hat auch Santiago de Chile mit zahlreichen Umweltproblemen zu kämpfen. Die Flüsse sind verschmutzt, die Entsorgung des Abfalls funktioniert nicht optimal. Es gibt zu viel Verkehr, zu viele Menschen auf engem Raum. Vor allem mit der Verschmutzung der Luft hat die Stadt zu kämpfen. Die Luftqualität in Santiago ist eine der schlechtesten der Welt.

Die Stadt liegt wie in einem Suppentopf gefangen: Ein Talkessel von etwa 50 Kilometer Durchmesser und rundum Gebirge. Je nach Wetter liegt eine Schicht Warmluft über der Stadt und die Stadtluft ist im Talkessel eingeschlossen; es herrscht eine Inversions-Wetterlage. Trotz zahlreicher Maßnahmen in den letzten 30 Jahren ist auch heute noch vor allem die Atemluft bedenklichen Werten ausgesetzt. Hinzu kommt im Sommer die Ozonbelastung.

Da ist es kein Wunder, dass die Städter, wann immer sie können, nach draußen in die Berge strömen - oder wenigstens am Wochenende die Hügel erklimmen, die aus der Großstadt herausragen.

Cerro San Cristóbal, Blick vom Amphitheater auf die Marienstatue

Der Cerro San Cristóbal im Stadtteil Bellavista ist einer der Hügel. Er ist jener Hügel, der am weitesten über die Stadt hinausragt und, weithin sichtbar, das Bild der Stadt prägt. 

Sein Gipfel ist ein beliebtes Ausflugziel. Man kann ihn, wenn man will, zu Fuß erreichen, und offenbar wollen einige, denn ich habe manchen Jogger und auch Radler die Strecke sich hochmühen gesehen. Man kann aber auch mit dem Auto die Mautstraße hochfahren oder eine der beiden Seilbahnen benutzen. Am Ende der Calle Pío Nono, auf dem die Stadt überblickenden Hügel in 288 m Höhe, befinden sich ein Zoo, Restaurants, Picknickplätze und ein Botanischer Garten. Zwei schön gelegene Freibäder runden das Freizeitangebot ab.

Der Blick vom Gipfel aus führt über die verschiedenen Stadtteile hinweg zu der in Sichtweite liegenden Andenkette und vor allem in der Abendsonne bietet sich dem Betrachter von der Spitze des Hügels aus ein herrlicher Ausblick. Auf dem Gipfel selbst befindet sich eine 22 Meter hohe Muttergottes-Statue. Sie wurde in den 20-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vom französischen Staat gestiftet. Steigt man die Treppen zu der Statue empor, durchquert man ein Amphitheater und kann in der Kirche unter der Statue Einkehr halten.

Cerro San Christóbal, Blick vom Amphitheater auf die Kirche

Dieser schöne Hügel wird zwar nicht die Umweltprobleme der Stadt lösen können, aber er trägt doch für die Bewohner der Stadt maßgeblich zu einer besseren Lebensqualität bei.

Die Aufnahmen stammen vom 27. Dezember 2009.

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